Weihnachten
Weihnachten

Neues von Keijo

Auch im Jahr 2021 habe ich beim Adventskalender der Büchereule mitgemacht. Es ist eine Fortsetzung der Geschichte aus 2020 geworden:

Hallo ihr Lieben,

ich bin es wieder, Keijo. Kennt ihr mich noch vom letzten Jahr? Letztes Jahr war ich noch Rentier-Azubi und habe meine ersten Geschenke ausgetragen. Das war so eine tolle Erfahrung und ich denke immer noch voller Glück daran.

Mittlerweile ist sehr viel passiert. Joulupikki hat mich auserwählt um Ausbilder aller neuen Rentier-Azubis zu werden. Ihr glaubt ja gar nicht, was das für eine große Ehre für mich ist. Nachdem Joulupikki mir gesagt hat, dass es meine Berufung ist, Geschenke auszutragen, habe ich darüber nachgedacht, wie glücklich es mich macht andere zu beschenken. Kennt ihr das auch? Leider kann ich all die glücklichen Gesichter derer, denen ich Geschenke gemacht habe, nicht sehen, aber ich spüre dieses Knistern in der Luft, das mir zeigt, dass gerade überall auf der Welt Glück frei gesetzt wird.

Ein Rentier-Azubi-Mädchen, das mir besonders am Herzen liegt, ist Heta. Heta bedeutet die Schnelle und genau das ist sie auch. Heta ist immer vorne dabei, wenn es darum geht etwas zu lernen oder auszuprobieren. Letzte Woche haben wir einen Probeflug gemacht um den Azubis zu zeigen, wie man synchron fliegt. Heta hatte die grandiose Idee, einfach mal ein paar Geschenke mitzunehmen und wahllos irgendwem vor die Tür zu legen. Ich glaube, sie wollte einfach mal spüren, wie es ist, wenn man Glück verbreitet. Wir haben also ein paar von den Tonttus aus Holz geschnitzte Spiele, die Menschen nennen es Scrabble, eingepackt und los ging es. Anfangs hat es ziemlich geruckelt, weil sich alle erst mal synchronisieren mussten, aber dann ging es immer besser. Was dann geschah, könnt ihr euch kaum vorstellen: Wir hatten alle Päckchen bis auf eins verteilt, als Heta zur Bedingung machte, dass sie unbedingt dabei sein wollte, wenn das Empfängerchen vom letzten Geschenk dies öffnet. Könnt ihr mir mal sagen wie das möglich sein soll ohne uns zu entlarven? Heta hatte die zündende Idee: Sie hat sich einfach als verirrtes Rentier ausgegeben und gewartet, bis die Familie das Haus verlassen hat. Erst war im Haus total Radau, weil das beschenkte Kind nicht in die Schule wollte, sondern lieber weiter im Adventskalenderbuch lesen wollte. Die Mutter hat es aber dann doch mit viel Überredungskunst geschafft, Erkki (so hieß der Junge) zu überreden. Als er das eingepackte Geschenk vor der Tür sah, sind ihm fast die Augen aus dem Kopf gefallen und dann ging schon das nächste Geschrei los, diesmal Jubelgeschrei. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was in diesem Moment mit meiner kleinen Heta passierte: Sie begann von innen zu leuchten, nicht so, wie man sich das vorstellt mit Licht und Helligkeit, man hat es einfach nur in ihrem total liebevollen und sehr sehr glücklichen Blick gesehen. In diesem Moment habe ich mich unsterblich in dieses Wesen, das mir so ähnlich ist, verliebt. Hetas und meine Berufung scheint tatsächlich das Schenken zu sein. Dann, kaum wahrnehmbar und für die Menschen unsichtbar, begannen winzig kleine flitternde und golden schimmernde Sterne in den Himmel aufzusteigen. Das war das Glück, das von Erkki und auch von seiner Mutter, die gar nicht wusste wie ihr geschah, aufstieg. Ich finde es sehr schade, dass Menschen Stimmungen nicht sehen können, so wie wir es tun. Es würde sehr viel in deren Leben erleichtern. Ihr müsst wissen, Wut sind kleine rote Kreise, Liebe sind natürlich pinke Herzchen, Angst sind fiese gelbe Quadrate. Es gibt natürlich noch mehr Farben, Formen und Empfindungen, aber die kann ich alle gar nicht aufzählen und irgendwann würde das sicher langweilig werden.

Die Empfindungen der Rentiere sind nicht so einfach zu sehen, um genau zu sein eigentlich gar nicht, daher fällt es mir schwer, Hetas Herz zu gewinnen. Ich bin ein wenig orientierungslos so ganz ohne bunte Farben und Formen. Aber vielleicht ist es ja so, dass man die Empfindungen der gleichen Spezies nicht sehen kann, sozusagen als Superchallenge um sich auf das Gegenüber einzustellen und genau auf alles zu achten, was denjenigen bewegt. Ich versuche seit besagtem Ausflug immer noch Hetas Herz zu gewinnen. Da ich sehr schüchtern bin, gestaltet sich das ziemlich schwierig. Wenn es um meinen Beruf geht, bin ich sehr selbstbewusst, weiß genau was ich den Azubis sagen muss, damit sie verstehen wie wichtig ihre Aufgabe ist und was sie wie machen sollen, aber sobald ich Heta gegenüberstehe, bekomme ich eine rote Nase und fange an zu stottern. Wenn ihr also wisst, wie ich es schaffe, sie darauf aufmerksam zu machen, dass ich ihr Seelenverwandter bin, dann schickt mir eine Nachricht. Ich bin zu erreichen über Jouupukkis Postadresse. Ihr müsst nur als Empfänger meinen Namen angeben und schon kommt die Post bei mir an. Über Fanpost freue ich mich übrigens auch immer sehr.

Ich wünsche mir auch für dieses Jahr, dass ihr an diejenigen denkt, die euch die Geschenke bringen und die ihre gesamte Lebensenergie in euer Glück stecken. Ich freue mich, wenn ich winzig kleine hellblaue Gedankenfetzen durch die Lüfte fliegen sehe. Denn dann weiß ich, dass ihr nicht nur mit euch selber beschäftigt seid und dass Weihnachten, zumindest das, was ich darunter verstehe, nicht zum totalen Konsumfest geworden ist, sondern auch etwas Nähe untereinander geschaffen hat.

Ich wünsche euch allen eine wunderschöne Vorweihnachtszeit und entspannte und ein liebevolles Weihnachtsfest mit den Menschen, die euch wichtig sind.

Eurer Keijo

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