Schreibwettbewerb Büchereule
Schreibwettbewerb Büchereule

Tiefschwarzer Abend

Heute habe ich keinen Beitrag zum #writingfriday für dich, sondern eine Kurzgeschichte, die ich für den Schreibwettbewerb bei der Büchereule geschrieben habe.

Das Thema lautete „Angst“:

„Aaaaaaaaaahhhh!“ Schweißgebadet wache ich aus einem Alptraum auf, in dem jemand versucht hat, bei uns einzubrechen. Als ich bemerke, dass es nur ein Traum ist, bin ich erleichtert. Wie jeden Abend habe ich die Schlafzimmertür geschlossen, weil ich mich damit sicherer fühle. Steffen ist heute mit seinem Freund unterwegs. Die beiden wollten erst ins Kino gehen und sich den neuen “James Bond” Film ansehen und dann noch etwas in der Cocktailbar trinken. Endlich hatte ich auch mal Zeit für mich um etwas Ruhe zu finden und den Thriller weiter zu lesen, der schon seit Wochen auf meinem Nachttisch liegt.  

Was ist das? Ich höre ein Kratzen. Möchte da vielleicht jemand bei uns einbrechen? Wären wir doch niemals ins Erdgeschoss gezogen! Ich habe dabei immer ein mulmiges Gefühl gehabt. In der Aufregung kann ich gar nicht lokalisieren woher das Geräusch kommt oder was sein Ursprung ist. Aber halt! Entspann dich mal. Vielleicht ist es ja draußen stürmisch und ein Ast schrammt am Haus entlang. Das wäre ja nicht das erste Mal. Ein Blick aus dem Fenster sagt mir, dass es windstill ist. Shit! Und jetzt? Wieder dieses Geräusch. Ich gucke mich um, ob ich etwas finde, mit dem ich mich gegen einen Einbrecher wehren könnte. Ein Kissen ist wohl nicht so recht geeignet. Ein Buch? Nein. Da müsste ich dem Kerl ja so nahekommen, dass er mich packen könnte. Und wer weiß schon, ob der nicht vielleicht bewaffnet ist oder ob es zwei Einbrecher sind oder eine ganze Bande? Ich leere meine Nachttischschublade aus, aber bis auf für die Verteidigung sinnlosen Kram finde ich nichts. Und was jetzt? 

Langsam schleiche ich zur Zimmertür und lausche. Nichts. Habe ich mir das etwa alles eingebildet? Sind das Nachwirkungen vom Alptraum? Das liegt bestimmt an dem Thriller, den ich vor dem Schlafen gehen beendet habe. Da! Wieder ein Kratzen. Was kann das denn nur sein? Soll ich mich trauen die Tür zu öffnen? Sollen die uns doch ausrauben, Hauptsache ich überlebe. Oh nein, jetzt höre ich Schritte, aber lokalisieren kann ich sie nicht. Ich muss mein Handy finden und Hilfe holen. Wo ist es nur? Im Wohnzimmer? Oder habe ich es mit ins Schlafzimmer genommen? Verdammt, das kommt davon, wenn man Dinge tut und schon gedanklich bei der nächsten Sache ist. Kopflos suche ich in jeder Ecke, im Bett und sogar im Kleiderschrank nach meinem Handy. Nichts zu finden. Was mache ich denn jetzt bloß? 

Ok. Ich stelle mich dem einfach. Was soll der mir schon tun? Wenn ich laut schreie, wird mich irgendein Nachbar hören und mir helfen. Immerhin lebe ich mitten in der Stadt. Ich setze schwer atmend einen Schritt vor den anderen um zur Tür zu gelangen. Erst mal gucke ich durchs Schlüsselloch. Niemand zu sehen. Ganz langsam öffne ich die Tür und spähe in den Flur. Da, ein Lichtschein fällt durch die Milchglasscheibe in der Wohnungstür. Jetzt nicht kneifen! Langsam gehe ich immer weiter und halte nun doch vor Angst die Luft an. Oh nein! Da steht jemand vor unserer Wohnungstür. Ich will weglaufen, aber wohin? 

Plötzlich klopft es leise an der Wohnungstür. Klopfen Einbrecher bevor sie eine Wohnung betreten? Wohl eher nicht. Eine Stimme, die sich verdächtig nach Herrn Müller über uns anhört sagt: „Entschuldigung, dass ich Sie mitten in der Nacht störe. Ich suche seit mehreren Stunden meine Katze und habe gerade als ich die Treppe hoch ging, verdächtige Geräusche aus Ihrer Wohnung gehört. Kann es sein, dass Minka bei Ihnen ist?“ Tausend Fragezeichen tanzen in meinem Kopf herum. Eine Katze? Bei mir zu Hause? Ich würde doch keine Katze mit in meine Wohnung nehmen. Erleichtert und mit dem Vorsatz mir von Herren Müller Hilfe zu holen, gehe ich zur Tür, öffne sie und schon saust ein schwarz-weißer Blitz an mir vorbei in den Hausflur. Der Nachbar geht erleichtert in die Knie, krault das kuschelige Fell und sagt: „Minka, du sollst dich nicht immer heimlich wegschleichen und anderen Menschen Angst einjagen.“ 

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